„Jemanden zu canceln, ist für mich Faschismus. Shitstorm ist ein modernes Wort für Pogrome.“
Richard David Precht, deutscher Autor, Professor & Philosoph
Die deutsche Wochenzeitung „Die Zeit“ hat Philosoph & Professor Precht zu einem Themenabend „Wie Wokeness unsere Gesellschaft vergiftet hat“ eingeladen. Der Zeit-Journalist hat dabei mit folgender Frage eingeleitet:
„Was ist da passiert, das wokes-Denken plötzlich so in der Mitte sich breit machen konnte? Und zumindest, ich würde sagen, das liegt jetzt auch hinter uns, aber 10 Jahre lang massiv unser Denken, unser Argumentieren, die öffentliche Verwaltungen, die Programme der Theater usw. bestimmt hat.“
Precht antworte darauf wie folgt:
„Ich glaube, dass die Leute, die diese Wokeness-Gedanken toll fanden, immer eine Minderheit waren. Aber sie waren eine sehr privilegierte Minderheit. Ich glaube, dass über die Moral der Bundesrepublik in Berlin Mitte entschieden wurde und ganz Sachsen-Anhalt keinen Beitrag dazu geleistet hat. Also es gab sozusagen eine völlige Fokussierung dieses moralischen Fortschritts, wobei man eben nicht jeder sicher ist, ob dieser Fortschritt ein Fortschritt war. Und man konnte es nicht wirklich diskutieren, weil der so hoch aufgeladen moralisierende Diskurs mit Beschämung gearbeitet hat. Und das ist eine wahnsinnig wirkungsvolle Waffe: wenn man nur ein kleines Stück irgendwo abweicht von irgendwas, dann musste man eben mit Shitstorms, Cancel Culture usw. rechnen. Auch hier wieder rechte (eigentlich linke) Instrumentarien. Jemanden zu canceln, ist für mich Faschismus. Shitstorm ist ein modernes Wort für Pogrome. Ein anständiger Linker würde sowas alles nicht machen.“
Richard David Precht, deutscher Schriftsteller, Professor, Publizist, Philosoph und Moderator
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