Loriot über Politik & Fernsehen

Loriot-Platz
Veröffentlicht am 23. Juni 2024
a
Weitere Artikel zu Weisheit

“Wir nehmen das ungeheuer wichtig, statt uns einmal darüber klar zu sein, dass es überhaupt keine Möglichkeit mehr gibt, die Schwierigkeiten und die Probleme die wir haben, in links und rechts zu teilen, sondern, dass es Probleme gibt, die mit Parteien und links/rechts überhaupt nichts mehr zu tun haben. … Da gibt es keinen linken und keinen rechten Weg – es gibt einen richtigen Weg! … Das was mich am Fernsehen stört ist etwas, was mit dem Fernsehen direkt eigentlich gar nichts zu tun hat. Nämlich, dass mit dem Fernsehen Politik gemacht wird. Weil sehr viele Fernseh-Leute es nicht lassen können, ihre eigene völlig unmaßgebliche politische Meinung über den Bildschirm verbreiten zu müssen. Das einer so tut, als sei er in Besitz der Wahrheit und sagt, er sei ganz objektiv. Was er aber in Wirklichkeit macht, ist, dass er in schlimmster Werbemanier seine persönlichen, politischen Ansichten verkauft. Es ist widerwärtig!

Loriot, deutscher Humorist

Der bekannte und beliebte deutsche Humorist Loriot (geb. als Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow) sagte 1979 in der Fernseh-Sendung “3 nach 9” sehr interessante Sätze in Bezug auf die damalige Politik und das Fernsehen, welche auch heute noch Bestand haben:

Vielleicht ist bei uns nicht in Ordnung, das wir das was wichtig ist, nicht auch wichtig nehmen. Die Tatsache, dass wir uns beispielsweise ganz streng in links und rechts unterscheiden lassen. Die einen sind links und die anderen sind rechts. Wir nehmen das ungeheuer wichtig, statt uns einmal darüber klar zu sein, dass es überhaupt keine Möglichkeit mehr gibt, die Schwierigkeiten und die Probleme die wir haben, in links und rechts zu teilen, sondern, dass es Probleme gibt, die mit Parteien und links/rechts überhaupt nichts mehr zu tun haben. Dabei lassen uns wir aber immer wieder konfrontieren und rennen uns die Köpfe ein für nichts und wieder nichts. Eine künftige Politik wird vollkommen andere Lager bilden, die auch gegeneinander sind.

Wir werden überlegen was wir machen müssen, wenn es weniger Öl gibt oder wenn die ganzen Umweltprobleme auf uns zukommen. Da soll dann einer noch sagen, ja die Linken denken darüber so und die Rechten so. Das gibt es nicht mehr! Da gibt es keinen linken und keinen rechten Weg – es gibt einen richtigen Weg! Und der hat mit links und rechts überhaupt nichts mehr zu tun. Und das, was wir jetzt in der Politik noch machen – so scheinbar, so richtig und so ordentlich – das ist für mich politische Postkutschen-Zeit und nichts anderes – Geschichte!

Das was mich am Fernsehen stört ist etwas, was mit dem Fernsehen direkt eigentlich gar nichts zu tun hat. Nämlich, dass mit dem Fernsehen Politik gemacht wird. Weil sehr viele Fernseh-Leute es nicht lassen können, ihre eigene völlig unmaßgebliche politische Meinung über den Bildschirm verbreiten zu müssen.

Das einer so tut, als sei er in Besitz der Wahrheit und sagt, er sei ganz objektiv. Was er aber in Wirklichkeit macht, ist, dass er in schlimmster Werbemanier seine persönlichen, politischen Ansichten verkauft. Es ist widerwärtig!

Erst wenn sich Fernseh-Leute dazu bereit finden, dass sie aus ihrer politischen Ansicht ein Rätsel machen. Dh wenn man einem Fernseh-Mann einfach nicht ansieht, welche Richtung er angehört – das kann er ja persönlich äußern, aber um Gottes Willen doch nicht auf dieser verdammten Mattscheibe. Wenn einer im Fernsehen nicht das Unmögliche leisten kann, dann soll er es lassen und ist dort nicht am richtigen Platz.

Die Ausgewogenheit hat bei jedem Einzelnen persönlich statt zu finden, insgesamt aber ist der richtige Platz eines verantwortlichen Fernsehmachers zwischen allen Stühlen und nicht auf den selben!

Eine Satire ist eine Waffe, die sich grundsätzlich gegen die Macht richtet. Es gibt keine andere Richtung! Ich bin oft gefragt worden, warum in meinen Sendungen Politiker und die Herren da oben eine so geringe Rolle spielen. Das liegt einfach daran, weil wenn die Satire sich gegen die Macht richten soll, sie sich gegen die richten muss, die die Macht haben. In einer funktionierenden Demokratie aber, liegt die Macht (oder soll sie) beim Volke, beim Wähler liegen. Also entweder geben wir zu, dass wir keine Demokratie haben oder wir haben sie und dann ist die Zielrichtung der Satire der Wähler, und nicht diese paar Nasen da oben!

Wenn man eine Satire gegen die Macht richtet, das heißt gegen die Menschen, die die Macht ausüben, dh die die Wählen und die die unser Leben bestimmen. Wenn das keine Macht ist, weiß ich nicht. Und wenn das nicht politisch ist, dann ist mir auch nicht mehr zu helfen. Das ist Politik! Und darum muss ich den Vorwurf, etwa nicht politisch zu sein, sehr ärgerlich und ernst zurückweisen.

0 Kommentare

“Die Bevölkerung will sich nicht vorschreiben lassen, wen sie zu wählen hat – weder von den Hollywood-Stars noch von den Medien. Sie lehnen Fehlentwicklungen wie Migration, Inflation und Woke-Wahnsinn so stark ab, dass er für sie die Alternative ist.”

Sebastian Kurz, Altkanzler & Unternehmer über Wahlsieger Trump
Lesen Sie mehr

Kurz: “Recht geht immer noch vom Volk aus!”

Sebastian Kurz gibt Krone-Interview zu wichtigen politischen Entwicklungen

“In Deutschland hat der Staat so viel Geld wie er noch nie in seiner Geschichte hatte – und er gibt es mit beiden Händen aus. Dass die Brücken zusammenbrechen, ist die Folge, dass man das Geld für alles mögliche ausgibt, nur eben nicht für Infrastruktur, die Deutschland natürlich bräuchte.”

Roland Tichy, deutscher Journalist und Publizist
Lesen Sie mehr

Deutschland hat ein Ausgaben- & Abwanderungs-Problem

Deutschland schadet sich und andere – auch Österreich ist betroffen

“Bestimmte Debatten können nicht mehr geführt werden, sondern finden nur noch im totalen Angriffs-Duktus auf Personen statt. Selbst die Qualitätsmedien reden lieber über Personen und stellen sie moralisch in eine Ecke, statt sich mit Argumenten auseinanderzusetzen.”

Richard David Precht, deutscher Philosoph & Schriftsteller
Lesen Sie mehr

Precht warnt vor schlechter Diskussionskultur

Precht über die immer schlechter recherchierende deutsche Presse